Theorie im wissenschaftlichen Sinne
Wissenschaft, wie weiter unten ausführlicher erklärt, beginnt mit Neugier. Im Deutschen gibt es auch das schöne Wort wissbegierig. Wissenschaft, so könnte man umformulieren giert also nach Neuem und Wissen oder neuem Wissen. Was geradezu Programm ist im Akademiebetrieb. Akademischer Wert bemisst sich daran, ob etwas „neues Wissen“ ist. Mit diesem Gedankenanstoß befassen wir uns (auf dieser Seite) zunächst damit, was wir unter einer wissenschaftlichen Theorie verstehen, und kehren später (auf einer anderen Seite) zu diesem Gedanken zurück, denn auch über die Gier gibt es einiges zu sagen.
Theorie als ein mentales Konstrukt = Gedankengebäude, das uns hilft die Wirklichkeit zu ordnen.
Eine Theorie im wissenschaftlichen Sinne ist das Ergebnis eines langen und gründlichen Prozesses, wissenschaftliche Methode genannt, und wird von einem Berg an Belegen gestützt, die einen Aspekt der Natur sehr gut erklären.
Daher bitte nicht verwechseln mit Theorie im gewöhnlichen Sprachgebrauch:
- eine Vermutung, wie die Dinge sind (was eher dem ähnelt, das Wissenschaftler eine Hypothese nennen)
- oder gar Theorie im Sinne von wirklichkeitsfremder Vorstellung
Das dieselben Begriffe im allgemeinen Sprachgebrauch und in der jeweiligen Fachsprache oft sehr verschiedenen Bedeutungen annehmen, macht es nicht leicht, sich Wissen über die Welt anzueignen, weil man immer wieder in solche Sprachfallen tappt und es oft genug nicht einmal merkt. Es erschwert zudem Diskussionen, wenn man sich nicht ausdrücklich über die Bedeutung der verwendeten (zumeist ja sehr abstrakten) Begriffe, wie eben Theorie, verständigt. Man läuft Gefahr lange und fruchtlos aneinander vorbeizureden.
Wissenschaft beginnt mit Neugier, dem Verlangen danach zu wissen, was um einen herum ist, wie diese Umwelt strukturiert ist und ob sie Gesetzmäßigkeiten folgt, die man erkennen und dann auch für das eigene Überleben nutzen kann. Wissenschaft ist die Suche nach den der Wirklichkeit zugrunde liegenden Mustern. Damit diese Suche verwertbare Ergebnisse bringt, folgt sie einer ziemlich strikten Methodik, die ein fortlaufender Prozess ist.
Hier eine Darstellung auf Englisch, die ich sehr gelungen finde.
Die Originaldatei ist hier zu finden.
Nachfolgend meine Übersetzung:
Wie man sieht, gibt es keinen wirklichen Anfang, also einen Punkt, der immer den Anfang bildet, abgesehen von der Neugier. Man kann an jedem Punkt in den Prozess einsteigen. In dieser Darstellung wird deutlich, dass es eben auch keinen endgültigen Endpunkt gibt. Die Welt bleibt nicht stehen, wenn Wissenschaftler eine Theorie gefunden haben, die viele Phänomene der Welt erklärt, und so werden sich auch die Theorien immer weiterentwickeln. Insofern können wir von Wissenschaft nicht erwarten, jemals das letzte Wort zum Thema Urknall, Plattentektonik, Evolution oder Big History gesprochen zu haben, das hernach bloß noch für nachfolgende Generationen hergebetet werden müsste! Auch das ist ein sehr wesentlicher Unterschied zwischen der Big History Ursprungsgeschichte und älteren, traditionell in den Welt-Religionen verwurzelten Ursprungsgeschichten.
Wissenschaft beginnt also mit einer neugierigen Frage und dem Ziel, diese Frage auf eine bestimmte Weise - akademische oder wissenschaftliche Methode gennant - zu beantworten.
Wissenschaft ist ein lernendes System sagt Prof. Dr. Klaus Mainzer in einem Vortrag zum Thema "Was ist Wissenschaft?", den ich am 9. Februar 2021 über VHS Wissen live erlebte und der in der dortigen Mediathek verfügbar ist.
Nun kurz zu einer (sehr abstrakten) Big History Theorie.
Nach Fred Spier handelt es sich In der kürzesten Definition von Big History um einen Überblick der Zunahme und des Zerfalls von Komplexität in all seinen Formen und Erscheinungen seit Beginn des Universums.
Fred Spier schlägt nun vor, die Energieflüsse durch Materie zu betrachten, die notwendig sind, damit Komplexität entsteht und aufrecht erhalten wird, wobei bestimmte günstige Bedingungen herrschen müssen, Idealbedingungen sozusagen. Er baut seine Theorie von Big History auf dem Werk des Astrophysikers Eric Chaisson auf - Cosmic Evolution: The Rise of Complexity in Nature - Dt. etwa: kosmische Evolution: die Zunahme von Komplexität in der Natur.